16. September 2022
Mit der Schärfe der Chili gegen Nervenschmerzen
„Wie ein Stromschlag durchzuckt es meinen Körper“, so beschreibt Wolfram S. den stechenden Schmerz, der nur durch sanfte Berührung in seinem Fuß ausgelöst wird. Der Schmerz kommt plötzlich, brennt und sticht, unkontrollierbar.
2006 stürzt der heute 63-jährige auf seinen linken Fuß, lässt sich operieren. Nach dem Entfernen der Schrauben aus dem Fuß erlebt er einen dauerhaften Schmerz. Bei dem Nachsorgeeingriff wurde ein kaum sichtbarer, kleiner Nerv verletzt, der für die Reizleitung an der Hautoberfläche verantwortlich ist.
Wolfram S. wird mit starken Schmerzmedikamenten zunächst eingestellt. Bald zeigen die Tabletten doch erhebliche Nebenwirkungen. Der gelernte Schlosser ist auf Arbeit kaum noch belastbar, wirkt fahrig. Es braucht eine Alternative!
Die Schärfe der Chili-Schote: Capsaicin. „Dieser Wirkstoff wird mittels einer Folie lokal auf den betroffenen Bereich aufgebracht. Damit werden die Nebenwirkungen auf das behandelte Areal begrenzt“, erläutert Susann Kotte, Oberärztin der Klinik für Anästhesiologie und Intensivmedizin, Notfallmedizin und Schmerztherapie und ärztliche Leiterin der Schmerzambulanz am Standort Friedrichstadt.
Capsaicin macht die Nerven weniger empfindlich für weitere Schmerzreize. Er gelangt aus dem Pflaster über die Haut auf die darunterliegenden, geschädigten Nerven und verhindert eine Weiterleitung der Schmerzsignale an das Gehirn.
Aller 90 Tage wird die Therapie wiederholt. Das Pflaster verbleibt während der Behandlung für etwa 45 bis 60 Minuten auf dem betroffenen Hautbereich. Dann wird das Pflaster wieder entfernt. Die behandelten Stellen können bis zu drei Tagen Rötungen und Schwellungen aufweisen. Die Rettung für Wolfram S., denn mit dem Pflaster reduzieren sich nicht nur die Schmerzen, auch die Medikamente kann er nun bis auf eine Tablette vor dem Schlafengehen reduzieren. Mittlerweile hat der gelernte Schlosser sein 50. Schmerzpflaster erhalten.