Neuroonkologisches Zentrum (Friedrichstadt)

Therapie

 

Operation

Die Behandlung eines Hirntumors soll die Erkrankung idealerweise heilen oder den Tumor möglichst lange in Schach halten. Wenn ein bösartiger Hirntumor nicht behandelt wird, breitet er sich aus und führt früher oder später zum Tod.

Jede Behandlung soll den Hirntumor vollständig entfernen oder vernichten, sodass der Betroffene dauerhaft geheilt ist. Eine solche Behandlung heißt kurative Therapie. Lässt sich dieses Ziel nicht erreichen, versucht man, den Gehirntumor möglichst lange zu kontrollieren und gleichzeitig Symptome zu lindern und die Lebensqualität zu erhalten. Diese Behandlung heißt palliative Medizin.

Die Therapie von Gehirntumoren richtet sich danach, wo der Tumor genau liegt, ob es sich um einen gutartigen Hirntumor oder einen bösartigen Hirntumor handelt und aus welchen Zelltypen er sich entwickelt hat. So werden zum Beispiel Meningeome, also Tumoren, die sich von den Hirnhäuten ableiten, in aller Regel operiert und sind oft heilbar. Bei anderen Tumoren, zum Beispiel den Lymphomen des Gehirns, wird mit einer Operation mitunter nur die Diagnose gesichert. Diese Hirntumoren müssen mit Chemotherapie oder Strahlentherapie behandelt werden. Häufig ist es sinnvoll, verschiedene Behandlungsformen zu kombinieren: So werden zum Beispiel Glioblastome oft operiert, bestrahlt und chemotherapeutisch behandelt. Zusätzlich besteht hier auch die Möglichkeit den Tumor durch elektrischen Felder zu behandeln, einer neuartigen Therapie.

Dank der Mikroneurochirurgie ist eine Operation am Gehirn heutzutage nur noch mit geringen Risiken verbunden. Im Idealfall kann der Hirntumor vollständig und schonend entfernt werden, ohne das umliegende Gewebe zu schädigen. In der Hirnchirurgie heißt das, dass möglichst keine zusätzlichen neurologischen Störungen wie eine Bewegungs- oder Sprachstörung auftreten. Das Ziel ist in jedem Fall diese Funktionen zu erhalten.

Das ist häufig möglich bei Meningeomen, Tumoren der Hirnanhangdrüse (Hypophysenadenome) und einigen Gliomen. Oft ist ein Gehirntumor jedoch nicht klar begrenzt und wächst in umliegendes Gewebe ein. Dann kann er operativ nicht vollständig entfernt werden. Die verbleibenden Tumorzellen müssen mit einer Chemotherapie und / oder einer Strahlentherapie behandelt werden

Nicht immer ist eine Operation sinnvoll. In einigen Fällen ist es besser, abzuwarten.

Beispiele

  • Ein stark verkalktes Meningeom neigt nicht dazu, weiter zu wachsen und muss daher nicht operiert werden.
  • Ein Gliom im Bewegungszentrum im Hirn, kann nicht vollständig entfernt werden ohne dass sich eine Lähmung verschlechtern würde. Eine operative Tumorentfernung wäre daher nicht sinnvoll, hier würde in einem operativen Eingriff möglicherweise nur eine Probe (Biopsie) genommen werden um genau zu wissen, was für eine Tumor vorliegt und wie die beste Behandlung aussieht.
  • Bei Hirntumoren, die mit und ohne Behandlung lebensbegrenzend sind, sollte eine Operation genau abgewogen werden. Betroffene und Angehörige sollten sich gemeinsam mit den Ärzten die Frage stellen, ob Risiko oder Nutzen der Operation höher wäre.

 

Strahlentherapie

Gehirntumoren können oft nicht komplett, also mit einem Sicherheitsabstand zum umliegenden gesunden Gewebe, operiert werden, da sonst funktionell wichtige Strukturen verletzt würden. Oft ist daher eine Strahlentherapie erforderlich. Bei manchen Tumoren wird die Bestrahlung mit einer gleichzeitigen Chemotherapie (konkomitante Radiochemotherapie) verbunden.

In der Regel wird bei Hirntumoren an fünf Tagen in der Woche (montags bis freitags) bestrahlt, unter bestimmten Umständen auch nur zwei- bis dreimal die Woche.

Neben den allgemeinen Nebenwirkungen, die bei einer Strahlentherapie auftreten können, kann bei einer Bestrahlung im Bereich des Gehirns das gesunde Hirngewebe um den Tumor herum schwellen (Hirnödem). Die Schwellung kann Kopfschmerzen, Schwindel oder Übelkeit verursachen. Dies kann eine vorübergehende Behandlung mit Kortisonpräparaten (Steroiden) erforderlich machen.

 

Chemotherapie

Die Chemotherapie ist die dritte Säule der Therapie von Gehirntumoren. Die Art der Chemotherapie ist abhängig von der Tumorart, dem Grad der Bösartigkeit, dem Wachstumsverhalten und der Lage des Tumors. Sie kann als Infusion (intravenös), in Tablettenform oder selten als Injektion in den Hirnwasserraum (Liquorraum oder auch intrathecal genannt) verabreicht werden.

Bei einigen Hirntumoren ist eine Chemotherapie nicht sinnvoll, etwa bei den gutartigen Meningeomen. Bei anderen Tumorarten wird sie fast ausnahmslos mit einer Strahlentherapie kombiniert. Das ist der Fall beim Glioblastomen. Lymphome des Gehirns werden primär in der Regel ausschließlich mit einer Chemotherapie behandelt.

 

Weitere Therapiearten

 

Tumorfeldtherapie

Damit Tumoren wachsen müssen Zellteilungen (Mitosen) erfolgen. Auf zellulärer Ebene erfolgt dieses durch einen komplizierten Prozess, bei denen sich Eiweiße entsprechende ihrer elektrischen Ladung ausrichten. Zu Tumorbehandlung kann man diesen Prozesse durch ein elektrisches Wechselfeld stören. In Studien konnte gezeigt werden, dass sich so das Tumorwachstum eindämmen lässt. Ein elektrisches Wechselfeld können wir nicht Wahrnehmen, es ist etwa so, als wenn wir unter einer Hochspannungsleitung stehen, wo ein Feld auf uns wirkt, aber keine Strom fließt. Zur Tumorbehandlung kann das elektrische Feld durch Pflasterelektroden, die auf dem Kopf aufgeklebt werden, angelegt werden. Diese Therapie ist aktuell nur für das Glioblastom in der Erstbehandlung von den Krankenkassen zugelassen.

Patienten mit Glioblastomen sollten sich schon bei der Erstdiagnose über diese Therapieoption beraten lassen. Sie wird in der Regel nach Abschluss der Primärtherapie (Operation und anschließende Radiochemotherapie) des Glioblastoms durchgeführt.

 

 Andere Systemtherapien bei Hirntumoren

Es gibt zahlreiche weitere Medikamente bei Hirntumoren, die nicht zu den klassischen gehören. Sie wirken ebenfalls systemisch, erreichen also grundsätzlich alle Körperregionen.

Hierzu gehören

  • Immuncheckpoint-Inhibitoren: Sie versetzen körpereigene Abwehrzellen, die sogenannten zytotoxischen T-Lymphozyten, in die Lage, Tumorzellen zu töten.
  • Spezielle Antikörper, die bestimmte Tumorzellen erkennen und zerstören können.
  • Zielgerichtete Therapien, welche lebenswichtige Signalwege in der Tumorzelle unterbrechen oder die Gefäßneubildung hemmen, die der Ernährung des Tumors dient.

Diese Medikamente haben die Therapie von Krebserkrankungen entscheidend verbessert. Sie werden ebenfalls in Verbindung mit Operation, konventioneller Chemotherapie und Strahlentherapie eingesetzt. Sie können ebenfalls spezifische Nebenwirkungen auslösen, etwa regionale oder ausgedehnte Entzündungen, sind insgesamt jedoch gut verträglich.

Bei primären Gehirntumoren, vor allem bei den Gliomen, spielen diese Substanzen heute noch keine etablierte Rolle. Bei zerebralen Metastasen dagegen werden sie sehr oft eingesetzt, zum Teil auch in Verbindung mit den hochpräzisen Einzeitbestrahlungen mit Gammaknife, Cyperknife oder dem Linearbeschleuniger.