Das Adipositaszentrum bietet als eine der wenigen Einrichtungen in ganz Deutschland ein multimodales Behandlungsprogramm zur Therapie der Adipositas mit einer mehrjährigen Patientenbetreuung für Versicherte aller Krankenkassen an.
Sehen Sie hier eine Übersicht unserer Therapieverfahren.
Wer kann sich zur Behandlung anmelden?
Versicherten im Alter von 18-60 Jahren (in Ausnahmefällen bis zu 70 Jahren) und ab einem BMI von 35 kg / m² steht eine umfassende konservative Adipositastherapie zur Verfügung.
Wie sieht die Behandlung aus?
Das konservative Therapieprogramm umfasst sowohl Gruppen- als auch Einzeltherapien. Zu den Behandlungsinhalten gehören:
- gesundheitliche Untersuchung
- Ernährungsberatung
- Verhaltenstherapie
- Bewegungstherapie
- regelmäßige Auswertungsgespräche mit dem behandelnden Arzt, bei denen unter Umständen weitere Therapieoptionen besprochen werden
Wie kann ich mich anmelden?
Zur Anmeldung nehmen Sie zunächst online an einer Willkommensveranstaltung teil. Dort wird Ihnen das angebotene Programm vorgestellt. Bei Interesse an einer Programmteilnahme erhalten Sie dort weitere Informationen um sich verbindlich im Programm anzumelden.
Für Versicherte mit Sprachniveau unter B2 und operativem Wunsch bieten wir bei Vorliegen der Vorausetzungen die Möglichkeit der operativen Adipositastherapie. Dazu melden Sie sich bitte in der adipositaschirurgischen Sprechstunde an.
Case-Management/ Koordination
Die Casemanagerinnen (Korrdinatorinnen) sind die ersten Ansprechpartnerinnen vor dem Beginn Ihrer Therapie in unserem Adipositasprogramm und klären Sie in der Willkommensveranstaltung über den Ablauf des Therapiekonzeptes auf.
Ebenso begleiten die Casemanagerinnen Sie Ihre gesamte Therapie im Adipositaszentrum bei organisatorischen Fragen, in der Therapieplanung, in der Sprechstundenbetreuung und im vertrauensvollen Dialog.
Anne Falk | Romy Pohl-Meinhardt | Magdalena Wolff |
Susann Pätzold | Pia Lorsheijd |
Ab wann ist man übergewichtig oder adipös?
Das gängigste Verfahren um Übergewicht und Adipositas zu definieren ist der sogenannte Body-Mass-Index oder kurz BMI. Den eigenen BMI kann man mit folgender Formel ausrechnen: BMI = Gewicht in kg ⁄(Körpergröße in m)².
Der BMI-Wert wird wie folgt eingeteilt:
Die Adipositas wird in drei Grade unterteilt: Adipositas Grad I (BMI 30-35), Adipositas Grad II (BMI 35-40) und Adipositas Grad III (BMI größer als 40). |
Der BMI ist nur eine grobe Einschätzung und hat auch Nachteile. So berücksichtigt die Formel z.B. nicht das Verhältnis von Muskelmasse und Körperfett, wodurch manche Sportler einen BMI-Wert im Bereich des Übergewichts haben. Es gibt jedoch auch noch andere Methoden, um Übergewicht zu definieren. Bei einem Taillenumfang von mehr als 88 Zentimetern bei Frauen bzw. mehr als 102 Zentimetern bei Männern spricht man ebenfalls von Adipositas.
Welche weiteren Erkrankungen sind mit Übergewicht verbunden?
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Vergleich der Therapieverfahren
Eine dauerhafte Reduktion des Körpergewichts gelingt nur mit einer dauerhaften Umstellung der Lebensweise. In der folgenden Abbildung finden Sie dazu eine Gegenüberstellung der verschiedenen Therapieverfahren mit den jeweiligen Indikationen, Erfolgsaussichten und Risiken:
| Konservative Therapie | Operative Therapie | Endoskopische Verfahren |
Inhalt | Kombination von Ernährungs-, Bewegungs-, und Verhaltenstherapie | v.a. Magenbypass, Schlauchmagen (Sleeve) | endoskopischer Schlauchmagen, (Magenballon) |
Indikation | 1) BMI: 35 – 49 kg/m² 2) bei ausreichenden Erfolgsaussichten (z.B. vorhandene Mobilität)
| Sofortige OP bei: 1) BMI ≥ 50 kg/m² (außer bei Kontraindikationen) 2) Aussichtslosigkeit der konservativen Therapie 3) besonders schweren Begleiterkrankungen* Nach 6-12 Monaten bei: 1) erfolgloser konservativer Therapie (d.h., weniger als 10% Gewichtsverlust) 2) erfolgreicher Gewichtsabnahme aber dem Fortbestehen von Begleiterkrankungen 3) erfolgreicher Gewichtsabnahme aber erneuter Gewichtszunahme von > 10% | Magenballon - nur zur Vorbereitung einer Magenoperation (bei BMI > 50 kg/m²)
Endoskopischer Schlauchmagen - BMI 35 – 40 kg/m² mit Begleiterkrankungen - wenn keine Magenoperation gewünscht ist |
Erfolgsaus-sichten | - durchschnittlicher Gewichtsverlust im 1. Jahr: 8 kg (ca. 6%) - nach dem ersten Jahr stagniert das Gewicht häufig - erst ab einem Gewichtsverlust von mindestens 10% in maximal 1 Jahr (entspricht mind. 12kg bei 120kg Körpergewicht) gilt die Behandlung als erfolgreich -> dieses Gewichtsziel erreicht in etwa nur jeder 4. bis jeder 5. Patient, für alle anderen Patienten ist nach maximal 1 Jahr konservativer Therapie eine Magenoperation indiziert | - durchschnittlicher Gewichtsverlust im 1. Jahr: 50 kg (ca. 37%) - Gewichtsabnahme sind meist langanhaltend (mehr als 10 Jahre) - schnelle Verbesserung von Diabetes und Bluthochdruck - Reduktion von Folgeerkrankungen - Erhöhung der Lebenserwartung | - im ersten Jahr etwa 13-15% des Körpergewichts (ca. 13-15kg bei 100kg Körpergewicht) - Gewichtsabnahme hält meist mindestens 5 Jahre |
Risiken | - unzureichender Gewichtsverlust - Risiko einer erneuten Gewichtszunahme - Verschlechterung von Begleiterkrankungen | - lebenslange Substitution von Spurenelementen und Vitaminen nötig - Risiko einer Gewichtszunahme unzureichender Änderung des Ess- und Bewegungsverhaltens - mögliche Spätkomplikationen wie Dumping - mögliche Bildung von Hautlappen | - übliche Operationsrisiken wie Blutungen (treten in ca. 2% der Fälle auf)
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*z.B. metabolisches Syndrom (Hypertonie, Fettstoffwechselstörung, Diabetes), Herzinsuffizienz etc.
Bestimmen Sie Ihren BMI
Den Rechner der AOK finden Sie hier (externer Link).
Zertifikate
Auszeichnung als Top-Mediziner und Top Kliniken (FOCUS Liste)
Zum wiederholten Male wurde Frau Dr. Miriam Dreßler, Oberärztin für Viszeralchirurgie, vom FOCUS als Top-Medizinerin im Bereich Adipositaschirurgie ausgezeichnet und 2024 steht auch Prof. Dr. Tobias Lohmann im Bereich Ernährungsmedizin auf dieser Liste. Zudem wurden die Adipositas-Chirurgie als auch die Diabetes-Station von Professor Dr. Tobias Lohmann als Top Nationale Fachkliniken vom FOCUS ausgezeichnet.
Adiposiolog:in DAG-DDG
In unserem Zentrum besteht die Möglichkeit ein Praktikum im Rahmen der Weiterbildung zum „Adiposiolog:in DAG-DDG“ zu absolvieren. Bei Interesse melden Sie sich bitte über die Kontaktseite.
Leichter Leben
Die Selbsthilfegruppe "Leichter Leben" , geleitet von Anna Meinig, ist eine Plattform für übergewichtige Menschen.
Seit der Gründung 2008 haben sich Betroffene zusammengefunden, die gemeinsam vom Übergewicht in ein normales Leben gehen wollen.
Jenseits von Herabwürdigung und Diskriminierung unterstützt das Krankenhaus Dresden-Neustadt die Gruppe nicht nur mit Vorträgen und Ernährungsberatung. Jeden zweiten Samstag im Monat findet ein Treffen in den Räumen des Speisesaales in Haus V von 15-17.00 Uhr statt.
Interessierte (sowohl bariatrische, als auch konservative Patienten) können jederzeit ohne Voranmeldung zu den Treffen gehen.
Die Homepage der Selbsthilfegruppe ist aktuell in Bearbeitung. E-Mail-Adresse: leichterlebenshg(at);gmail.com
Abnehmspritze oder OP?
Ist die Spritze wirklich die Lösung?
Viele Betroffene fragen sich: Reicht die Abnehmspritze aus, um dauerhaft Gewicht zu verlieren – oder ist eine Operation im Adipositaszentrum die bessere Lösung? Dr. Miriam Dreßler, Oberärztin im Adipositaszentrum Dresden, beantwortet die wichtigsten Fragen.
Wie wirkt die Abnehmspritze und was kann ich realistischerweise erwarten?
Dr. Miriam Dreßler: Die Abnehmspritze wirkt über den Appetit: Sie sorgt dafür, dass man schneller satt ist, wodurch die Kalorienaufnahme sinkt. Viele Patienten berichten über erste Erfolge innerhalb weniger Wochen. Allerdings gibt es Grenzen: Der Gewichtsverlust ist oft geringer als bei einer Operation, und nach Absetzen der Medikation kommt es immer zu einem Jojo-Effekt mit Rückkehr zum ehemaligen oder höherem Körpergewicht. Dies bedeutet, dass die Spritze dauerhaft genommen und dauerhaft bezahlt werden muss.
Welche Nebenwirkungen oder Risiken gibt es?
Dr. Miriam Dreßler: Wie jedes Medikament kann auch die Abnehmspritze Nebenwirkungen haben: Übelkeit, Erbrechen, Durchfall, Bauchschmerzen, gelegentlich Pankreatitis oder Gallensteine. Zudem fehlen bisher Langzeiterfahrungen – wir wissen nicht, wie sicher und wirksam die Therapie nach fünf oder zehn Jahren ist. Deshalb ist die Spritze nur ein Teil der Therapie und keine dauerhafte Lösung für Adipositas.
Wann reicht eine konservative Therapie aus?
Dr. Miriam Dreßler: Bei leichter bis moderater Adipositas kann eine strukturierte konservative Therapie (verlinken mit Therapiekonzept Tagesklinik) oft ausreichend sein. Dazu gehören Ernährungsberatung, Bewegung und Verhaltenstherapie. In unserem Zentrum werden Patienten interdisziplinär begleitet: Ärzte, Psychologen, Ernährungsberater und Physiotherapeuten arbeiten eng zusammen. Der Vorteil gegenüber der Spritze: nachhaltige nebenwirkungsfreie Verhaltensänderungen und weniger Risiko für den sogenannten Jojo-Effekt.
Wann ist eine Operation die richtige Wahl?
Dr. Miriam Dreßler: Bei Adipositas Grad III (BMI über 40 oder BMI über 35 mit Begleiterkrankungen wie Diabetes, Bluthochdruck oder Schlafapnoe) ist die Operation die einzige Therapieform, die langfristig nachweislich zu erheblichem Gewichtsverlust, Verbesserung der Lebensqualität und erhöhter Lebenserwartung führt.
Unsere OP-Verfahren erfolgen minimalinvasiv im zertifizierten Referenz-Zentrum, wodurch die Risiken von Komplikationen oder Todesfällen sehr gering sind.
Welche Operationsverfahren gibt es?
Dr. Miriam Dreßler: In unserem Adipositaszentrum werden primär vor allem der Magenbypass und die Sleeve-Gastrektomie durchgeführt. In bestimmten Fällen bieten wir auch den Magenballon en) als Zwischenschritt oder eine endoskopische Sleeve-Gastroplastie an.
Die Wahl des passenden OP-Verfahrens oder einer weiterführenden (Folge-)Operation erfolgt immer individuell und interdisziplinär, unter Berücksichtigung von Begleiterkrankungen, Patientenvorgeschichte und Patientenwunsch. Unser Team umfasst Chirurgen, Internisten, Psychologen und Physiotherapeuten, sodass jede Therapie optimal auf die Patienten abgestimmt wird.
Welche Vorteile bietet ein zertifiziertes Adipositaszentrum gegenüber der Abnehmspritze?
Dr. Miriam Dreßler: Ein zertifiziertes Adipositaszentrum (hier seit 2011) verfolgt einen ganzheitlichen Ansatz. Die Adipositas ist nicht nur ein Gewichtsproblem, sondern eine komplexe chronische Erkrankung, deren Ursachen behandelt und damit Begleiterkrankungen reduziert werden können.
Die Abnehmspritze ist nicht an variable Verläufe anpassbar. Sie kann zwar helfen, Gewicht zu reduzieren, ersetzt aber weder Operation noch die umfassende Betreuung durch ein interdisziplinäres Team.
Im Zentrum profitieren Patienten von klaren Vorteilen:
- Umfassende Therapievielfalt: Wir bieten nicht nur Operationen, sondern auch konservative Therapien wie Ernährungsberatung, Bewegungskonzepte und psychologische Unterstützung.
- Hohe Sicherheit: durch strenge Qualitätsstandards, regelmäßige Prüfung der Einhaltung und Ergebnisse, minimalinvasive, moderne und vielfältig Operationstechnik – dadurch sinken Risiken und Komplikationen.
- Nachhaltigkeit: Durch strukturierte Nachsorgeprogramme und engmaschige Betreuung bleibt der Gewichtsverlust langfristig stabil, während bei Medikamenten häufig ein Rückfall droht, sobald sie abgesetzt werden.
- Individuelles Therapiekonzept: Kein Patient ist wie der andere. Ein interdisziplinäres Team erstellt einen maßgeschneiderten Behandlungsplan.
- Erfahrungen: Wir operieren adipöse Patienten nahezu täglich seit 2008.
Fazit: Abnehmspritze oder OP?
Dr. Miriam Dreßler: Die Abnehmspritze allein ist kein Wundermittel und vorzugsweise zur Behandlung von Adipositas Grad II oder übergewichtiger Diabetiker vorgesehen. Bei relevant erhöhtem Körpergewicht ist die OP für die meisten Patienten die effektivste Behandlung zur erfolgreichen Gewichtsabnahme und Behandlung bestehender schwerer Erkrankungen.