Traumatisierung durch politisierte Medizin
Geschlossene Venerologische Stationen in der DDR
Ort: Städtisches Klinikum Dresden | Standort Friedrichstadt | Festsaal Marcolini-Palais | Friedrichstraße 41 | 01067 Dresden
In den Bezirkskrankenhäusern der DDR gab es ein Programm für Zwangseinweisungen von Mädchen und Frauen auf dermatologisch-venerologische Stationen, die als geschlossene Station geführt wurden. Allein der Verdacht auf eine Geschlechtskrankheit oder eine Denunziation reichten aus, um von der Polizei oder Heimleitungen auf eine solche Station verbracht zu werden. Bis zu 70 Prozent der Eingewiesenen hatten aber letztlich nachweislich keine Geschlechtskrankheiten.
Prof. Florian Steger (Universität Ulm) und Prof. Maximilian Schochow (Hochschule für Gesundheit Gera), beide Medizinhistoriker und Medizinethiker, forschen seit mehr als 15 Jahren zum Thema »Geschlossene Venerologische Stationen« und veröffentlichten dazu. Nach umfassender Aufarbeitung der Geschehnisse in anderen Großstädten der DDR konnten sie nun auch die Verhältnisse in Dresden studieren. Denn von ca. 1952 bis 1974 gab es auch im Bezirkskrankenhaus Dresden-Friedrichstadt eine Geschlossene Venerologische Station mit dieser Programmatik. Bisher gab es nur wenige belastbare Informationen zu dieser Station.
Das Städtische Klinikum Dresden bemüht sich auf Anregung des Klinischen Ethikkomitees seit 2022 um eine vertiefende wissenschaftliche Untersuchung der Geschichte der ehemaligen venerologischen Station. Mit Hilfe des Stadtarchives Dresden sind rund 150 Patientenakten des Jahres 1969 ausgewertet worden. Diese Ergebnisse werden im Rahmen dieser Informationsveranstaltung vorgestellt.
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